Am liebsten lese ich Fantasy-Romane und richtig blutige Thriller. Ab und an darf es auch gerne mal ein Krimi oder historischer Roman sein. Eher selten verirren sich Bücher aus den Genres Unterhaltungs- oder Frauenliteratur auf meine Leseliste. Und anscheinend war es mal wieder Zeit für ein derartiges Buch, denn als ich nichtsahnend durch die Wohnung meines Bruders schlenderte, sprang mich ein Buch meiner Schwägerin nahezu an: David Safier – „Mieses Karma“. Vielleicht liegt es an den quietschigen Buchrücken, das grelle Orange stach sehr hervor. Es veranlasste mich auf jeden Fall, das Buch einmal aus dem Regel zu nehmen (für mich gibt es ja in anderen Wohnungen wirklich nichts Spannenderes als Bücherregale!). Schon das Cover hat mich spontan angesprochen, sieht man doch nicht mehr als eine Ameise. Eine Ameise? Ja genau! Neugierig geworden, las ich gleich den Klappentext:
Wiedergeburt gefällig? Nichts hat sich Moderatorin Kim Lange mehr gewünscht als den Deutschen Fernsehpreis. Nun hält sie ihn triumphierend in den Händen. Schade eigentlich, dass sie noch am selben Abend von den Trümmern einer russischen Raumstation erschlagen wird.
Im jenseits erfährt Kim, dass sie in ihrem Leben sehr viel mieses Karma gesammelt hat. Die Rechnung folgt prompt. Kim findet sich in einem Erdloch wieder, mit sechs Beinen, Fühlern und einem wirklich dicken Po: Sie ist eine Ameise! Aber Kim hat wenig Lust, fortan Kuchenkrümel durch die Gegend zu schleppen. Außerdem kann sie nicht zulassen, dass ihr Mann sich mir einer Neuen tröstet. Was tun? Es gibt nur einen Ausweg: Gutes Karma muss her, damit es auf der Reinkarnationsleiter wieder aufwärtsgeht!
Das klingt doch wirklich nach literarischem Fastfood, wie man es am liebsten hat. Natürlich musste ich meine Schwägerin fragen, ob sie mir das Buch ausleihen kann, was sie selbstverständlich auch gemacht hat. Was ein Glück!
David Safier entwirft eine tolle Geschichte rund um den Tod und die folgenden Leben der Kim Lange. Wer hier allerdings eine handfeste Anleitung für eine buddhistische Lebensführung sucht, wird wohl enttäuscht werden.Safier setzt sich auf satirische Art und Weise mit dem Konzept der Wiedergeburt auseinander, selbstverständlich auf Kosten der Seele der „armen“ Kim Lange, sehr zur Freude des Lesers. Kim Lange muss viel gutes Karma sammeln, um ihr Ziel zu erreichen, doch wie soll man das als Ameise bewerkstelligen? Die ehemalige Moderatorin lernt auf eine schmerzliche Art und Weise, was nötig ist, um gutes Karma zu sammeln: in jedem Fall lernt sie ganz schnell, dass die Karma-Einzahlung nur durch einen mal mehr, mal weniger schmerzhaften Tod vonstatten gehen kann. Alleine muss sie dieses Abenteuer nicht bestehen, kein geringerer als der seit JAHRHUNDERTEN immer wieder als Ameise wiedergeborene Casanova, steht ihr mit Rat und Tat zur Seite, schließlich verfolgen sie beide ein gemeinsames Ziel: endlich genug Karma sammeln um ins Nirwana zu kommen, oder?
Auf dieses Buch muss man sich wirklich einlassen können, teilweise ist es doch recht abgehoben. Genau das, was ich gerade lesen wollte! Ich würde nicht sagen, dass das Buch von der ersten bis zur letzten Seite durchgängig witzig ist, Safier hat das sicher so auch nicht geplant, aber dennoch gab es zahlreiche Stellen, die mich zum lachen brachten. Ein Beispiel gefällig?
Casanova und ich begannen, einen Tunnel zu graben, von dem wir nicht wussten, wohin er führte. Casanova kommentierte das durchaus zutreffend: „Überall ist es besser als in einem Gefängnis“.
Die Priesterinnen, die oben am Eingang zum Verlies standen, sahen uns nicht. Wir gruben in ihrem toten Winkel und gingen extrem leise vor. Flüsternd fragte ich Casanova, welche Religion die Priesterinnen hatten.
Casanova lächelte: „Die Göttin hier ist die Königin. Niemand sonst. Wie bei den alten Pharaonen.“
Während ich noch darüber nachdachte, dass in dieser Religion nur die Gottheit wahre Erfüllung finden konnte, rief Casanova: „Das Erdreich wird lockerer, wir haben gleich den Durchbr…“.
Wir fielen beide durch das Loch. Genau auf die Königin, die sich im Liebesspiel mit einigen männlichen Flugameisen befand.
Die Queen war not amused.1
Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und kann das Buch bedenkenlos an jene weiterempfehlen, die auf der Suche nach einer leichten Lektüre für zwischendurch sind.
David Safier – Mieses Karma ist ein TOLLES Buch!
1 David Safier – Mieses Karma. Reinbeck bei Hamburg 2008. S. 82.